Mose hat enorm viele Wunder mit Gott erlebt. Dennoch bittet er Jahwe: „Zeige mir Deine Herrlichkeit“ (2Mo 33,18). Und Gott erfüllt diese Bitte, indem er unter den vielen Attributen, die Ihn auszeichnen, die herrlichst verkündet: „Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue, der Gnade bewahrt an Tausenden <von Generationen>, der Schuld, Vergehen und Sünde vergibt, aber keineswegs ungestraft läßt, <sondern> die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, an der dritten und vierten <Generation>.“ (2Mo 34,6+7). Die Reaktion des Mose ist bezeichnend: „Da warf sich Mose eilends zur Erde nieder, betete an“ (Vers 8)
Mt. 18 offenbart den Charakter Jesu, insbesondere seine Gnade gegenüber seinen Nachfolgern und sein eifersüchtiges Wachen über die Reinheit der Gemeinde. Der Herr bereitet uns mit diesem Kapitel auf unsere Beziehungen in der Gemeinde vor, die rechte Haltung den anderen Nachfolgern gegenüber und die rechte Vorgehensweise bei Auftreten von Sünde.
Erkenne, dass Gott Gläubige mit hilfsbedürftigen und fehlermachenden Kindlein vergleicht. Habe denselben liebevollen Blick auf Deine Mitgläubigen. Im ganzen Kapitel wird von Kindlein, Schafen, Bruder, Knecht gesprochen - gemeint sind immer Menschen, die an Jesus glauben.
Erkenne, dass Größe bei Christus eine Frage echter Demut ist - nicht von Rang oder Kraft oder Können.
Erkenne, dass selbst 1% Schwund (Verlust) für Christus nicht akzeptabel ist: Er liebt und umsorgt auch das eine auf Abwege gekommene Schaf.
Nur, wenn wir mit einer solchen Wertschätzung handeln, kann »Heilende Gemeindekorrektur« gelingen, wie sie ab Vers 15ff beschrieben ist. Ein solches Vorgehen ist aber keine Option, sondern Ausdruck der Tatsache, dass wir unserem Gott ähnlicher werden und nacheifern.
Vers 18 ist eine -vielleicht wegen der missbräuchlichen Interpretation einer der großen Kirchen- viel zu wenig praktizierte geistliche Übung. Da wo Menschen auf die Überführung hin hören und Buße tun, sollten wir den anderen „lösen“: Wir müssen unbedingt Vergebung aussprechen (laut und hörbar dem Schuldner gegenüber). Wir sollten dies aber nicht nur auf der zwischenmenschlichen Ebene tun (die nachrangig ist), sondern wir sollten es viel eher auch als Gesandte Gottes tun (in diesem Sendungsverständnis sollten wir bereits die vorangegangenen Schritte tun). Wenn wir in Übereinstimmung mit Seinem Wort überführten und unser Gegenüber Buße tut, dann dürfen wir in der Autorität Christi sagen: „Du bist von diesen Sünden gelöst; Gott hat Dir in seiner Treue (1Joh 1,9) vergeben“. Nicht wenige Menschen leider an nicht ausgesprochener Vergebung. - Dasselbe muss in derselben Autorität folgen, wenn jemand keine Buße tun will: Unser Gegenüber muss erfahren: Du bist weiterhin an die Sünde gebunden - und auch im Himmelreich ist es so.
Wie Petrus fragen wir uns, wie oft wir einem Bruder vergeben sollen - und werden von Jesus belehrt, dass wir die falsche Frage stellen, weil wir die falsche Sicht auf das Thema haben. Unsere Motivation zur Vergebung besteht nicht im Bekenntnis des Täters oder einer Wiedergutmachung, sondern in der demütigen Sicht, weil viel mehr uns vergeben wurde und dass wir nicht heiliger sind als Gott.
Es gibt für den Christen keine bessere, keine edlere, keine zeugnishaftere Möglichkeit, zu zeigen, dass er Gottes Ebenbild ist, als wenn er die herausragende Eigenschaft Gottes, vergebend, gnädig und barmherzig zu sein, nachahmt.